Der Beginn
13 Angler beschlossen im Jahre 1911 einen Angelverein zu gründen. Die hierzu nötige Versammlung fand am 11.10.1911, in der Gaststätte des Martin Steinkrüger in Mülheim statt. Einstimmig beschlossen die hier Versammelten den Vereinsnamen „Sportanglerverein Mülheim am Rhein“. Als 1. Vorsitzenden wählten sie Herrn Theodor Schneider und beauftragten diesen ein Gewässer zur Sportausübung zu beschaffen. Weisungsgemäß nahm er die Gespräche und Verhandlungen mit dem Mülheimer Verwaltungsmagistrat auf.
1912 – Das erste Pachtgewässer, der Rheinstrom vom Schlackenberg bis nördlich Stadtgrenze Mülheim, kam in Vereinsnutzung. Der Verein vergrößerte sich rasch unter der rührigen Vereinsführung seines damaligen Vorstandes. Eine zweite Anpachtung wurde angestrebt. Am 10. Juni 1912 vergab die Pfarre Liebfrauen in Mülheim ihre Rheinstrecke, das „Kirchenwasser“ an den Verein. Dieser verfügte jetzt über ein beachtliches Gewässerpotential.
Übrigens:
Die Kirchenfischerei, blieb dem Verein bis zur Streckenauflösung in die neu gegründete Rheinfischereigenossenschaft, 1976, erhalten. Das Pachtverhältnis zwischen Kirche und Verein bestand in ungetrübter Partnerschaft 64 Jahre lang!
Im Jahre 1924 kam der Pachtvertrag des neu ausgebauten Hafen Mülheims, durch Ausschreibung der Hafenverwaltung und durch das Gebot des Sportanglervereins Mülheim, zustande. Hiermit erwarb der Verein sein erstes stilles Gewässer. Durch die vermehrte Bautätigkeit dieses Jahres, die einen regen Sand und Kiesbau bedingte, entstanden vermehrte Kiesgruben im Kölner Raum. Gewässer die keine direkte Verbindung zum Rheinstrom hatten. Echte stehende Gewässer. Ein Anreiz für jeden Angelverein!
Das Baggerloch „Ziegelei Westhoven“ wurde 1926 von unseren Mülheimern in Pacht und Hege genommen. Die Stadtverwaltung Köln bot den neu gefassten Niehler Hafen zur Anpachtung an. 1927 wurde dieser Vertrag zwischen der Verwaltung und dem S.A.V. Köln Mülheim 1911 e.V. unterzeichnet. Der Verein bewirtschaftete und nutzte zu diesem Zeitpunkt 5 Pachtgewässer. In dem darauf folgenden Jahr gab es das Gewässer Westhoven, an einen anderen Verein, ab. Die mit der Hafenverwaltung abgeschlossenen Verträge, werden im Jahr 1938 in eine andere Schreibform gebracht. Jetzt heißt der behördliche Vertragspartler „Häfen der Hansestadt Köln“. Am 1.4.1938 zählt der Verein schon stattliche 87 zahlende Mitglieder. Wen wundert es! Bei all den Aktivitäten?
Nachzutragen wäre noch, dass im Jahre 1937 die Gewässer Mutzbach und Waldweiher (Verwaltungsbezirk Bergisch Gladbach) in Betreuung genommen werden. Erstmalig verlässt der Pächter S.A.V. Köln Mülheim 1911 e.V. den Stadtbezirk Köln. Die nun folgenden Jahre „Kriegsjahre“ übersteht der Verein mit seinen Gewässern ohne größere Veränderung. Die Migliederzahl steigt und beträgt am 1. März 1944 121 Mitglieder. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges musste die Organisation von Verwaltungen und Vereinen neu geordnet werden. Hierbei musste sich der S.A.V. Köln Mülheim, von den Gewässern „Mutzbach und Waldweiher“ in der Gemarkung Bergisch Gladbach trennen. Die Bemühungen des Vereines waren nun wieder ganz auf den Kölner Raum gerichtet.
In den Jahren 1948 bis 1958 hatte dies die Anpachtung der Gewässer „Tulweg und Holzloch“ zur Folge. Das Gewässer Holzloch war ein Gewässer unseres langjährigen Gönners „Jean Harzheim“. Der Verein gibt die Bewirtschaftung „Tulweg“ 1960 auf. Gründe sind aus den Unterlagen nicht ersichtlich. Die beginnende Verfüllung des Gewässers Holzloch, im Jahre 1963 trifft den Verein recht hart, zumal aus den umliegenden Stadtteilen Mauenheim, Niehl, Weidenpesch und Longerich viele Mitglieder des Vereines kommen. Unser Förderer, der Unternehmer Jean Harzheim, wusste hier Abhilfe. Per Handschlag wird das Gewässer Ginsterpfad „Kiesgrube Jean Harzheim“, von ihm persönlich, in unsere Pflege gegeben. Das Gewässer liegt in Köln Weidenpesch, ganz in der Nähe des zu verkippenden Holzloches. Die Fische können in das Gewässer Harzheim, durch Abfischen überführt werden. Das Jahr 1965 erbrachte den ersten 12 Jahresvertrag in schriftlicher Form, zwischen den Verpächter Jean Harzheim und dem S.A.V Köln Mülheim 1911 e.V. Diese Verträge bestanden bis zum 1.1.1991 in ungekündigter Form. Dies bedeutete: 28 Jahre Fischhege, Gewässerpflege, Umweltschutz und ungetrübtes Vereinsleben. Im Jahr 1973 – 1975 pachtete der Verein von der Forstverwaltung Königsforst den „Rather Weiher“ an. Der diente in seiner Nutzung hauptsächlich Zuchtzwecken. Die Rheinstrom–Pacht des Vereins wird 1976 in die neu gegründete Rheinfischereigenossenschaft, mit Sitz in Bonn, eingebracht. Differenzen mit der Genossenschaft hatten eine Beendigung des Pachtverhältnisses, Hafen Mülheim 60 Jahre und Rheinstrom 72 Jahre in Pacht, zur Folge. Der Verein erhielt 1984 die Kündigung.
Der S.A.V. Köln Mülheim 1911 e.V., bewirtschaftete jetzt die Gewässer: Niehler Hafen (Pachtverhältnis mit den Häfen der Stadt Köln) und die Kiesgrube Harzheim. Die erfolgreiche Vereinsführung der letzten Jahre, versetzt den Verein in die Lage, eine eigene Teichanlage zu erwerben. Dieser erste Eigenbesitz in der Vereinsgeschichte erfolgt im Jahre 1990. Die Überführung unseres langjährigen Pachtgewässers Harzheim in den Naturschutz, bedeutet für unsere Mitglieder: „Kein Angeln in dem per Landschaftsplan der Stadt Köln ausgewiesenen Naturschutzgebiet“! Der Fleiß, die Fürsorge sowie die Sachkenntnisse der Angler, haben dieses Gebiet erst schützenswert gemacht. 1990 bietet das Grünflächenamt der Stadt Köln dem Verein das Gewässer „Stixgen“ zur Pacht an. Die ehemalige Kiesgrube „Stixgen“, ein Gewässer mit 23 ha Wasserfläche, wird gemeinsam mit dem Sportangler-Verein Bayer Leverkusen e.V. im Jahre 1992 in Pacht genommen. Weitere Wasserflächen konnten in den Jahren 1997 und 1999 in Nutzung durch unseren Verein genommen werden. Die Häfen Worringen und Zündorf „Pachtgewässer des Landesfischereiverbandes Nordrhein e.V. Bonn“, wurden an unsere Mülheimer von 1911 in Nutzung und Hege übergeben. Somit standen dem Verein z. Zt. 6 verschiedene Gewässer zur Befischung und Betreuung an. Unser Verein bemühte sich selbstverständlich weiter darum, das verloren gegangene Fischereirecht, im Naturschutzgebiet Ginsterpfad (Kiesgrube Harzheim), erneut zu erhalten. Leider verloren wir den Ginsterpfad an den NABU Köln – verpachtet von der U.L.B der Stadt zum Pachtpreis von 1 Euro.
Das Jahr 2003 brachte den 74 ha großen „Bleibtreusee“ per Pachtvertrag mit dem damaligen „Staatsforst Ville“ in die Nutzung und Hege. 2005 wurde ein Pachtvertrag für die Fischzucht „Teichanlage Breibach“ abgeschlossen. Ein erstes Gewässer für das Fliegenfischen, ein Stück Sülz 2,2 km lang in Immekeppel, wurde von unserem S.A.V Köln-Mülheim 1911 e.V. 2008 in Nutzung genommen. Im Jahre 2010 wurden wir leider von unserem damaligen Vertragspartner „Bayerverein“ aus dem gemeinsamen Gewässer Stixgen gedrängt. Die U.F.B Köln bemüht sich für das entgangene Gewässer, unserem Verein Ersatz zu schaffen.
Der Rheinische Fischereiverband von 1880 e.V. als Rechtsnachfolger des früheren Landesfischereiverbandes Nordrhein e.V. Bonn, verpachtet in den Jahren 2009 und 2011 die Gewässer „Binnenwasser Langel“ und den „Mediaparkteich“ zur Nutzung und Hege an den Verein. Ein städtisches Gewässer „Teich im Mülheimer Stadtpark“ nahm unser Verein im Jahr 2011 in Betreuung und Hege. Der S.A.V Köln-Mülheim 1911 e.V. hat zur Zeit über 400 Vereinsmitglieder, sowie 12 Gewässer in Pacht, Hege und Nutzung, ein Aufwärtstrend des Jubilars ist nicht zu übersehen.
Hiermit soll der Bericht über die Gewässer des S.A.V. Köln-Mülheim 1911 e.V. sein Ende nehmen. Der Verfasser ist sich jedoch sicher, dass bei der Tradition und Substanz des Vereines auch spätere Verfasser und Chronisten von weiterem Geschehen in und um die Gewässer des Vereines berichten werden.
Mit traditionellem Gruß
Petri Heil!
Der Verfasser Paul Hoffmann
1. Vorsitzender
im Dezember 2022